Erzeugen Depressionen automatisch ein geringes Selbstwertgefühl? Oder ist es genau umgekehrt? 

Geringes Selbstwertgefühl und Depressionen treten oft gemeinsam auf. Nur war bis jetzt nicht erforscht, ob mangelnder Selbstwert unweigerlich zu Depressionen führt oder ob erst die Depressionen bewirken, dass die Betroffenen eine negative Einstellung zu sich selbst entwickeln.

Das Forscher-Duo Julia Sowislo und Ulrich Orth von der Universität Basel ging dieser Frage nach. Die beiden Psychologen führten eine aufwändige Metaanalyse durch, in die sie 95 einschlägige Studien einbezogen. Geringes Selbstwertgefühl definierten sie dabei als negative Einstellung gegenüber sich selbst, das Gefühl von Wertlosigkeit und den Schmerz, sozial nicht eingebunden zu sein und von anderen nicht geschätzt zu werden.

Was hat sich herausgestellt? Sowislo und Orth fanden einen ursächlichen Zusammenhang der beiden Phänomene, der über eine bloße Korrelation hinausging. Sie kamen zum Ergebnis, dass ein geringes Selbstwertgefühl tatsächlich der Grund für die Entstehung von Depressionen ist.

Die Schweizer Autoren empfehlen daher, in Psychotherapien großen Wert auf die Förderung des Selbstwertgefühls zu legen. Sie erhoffen sich davon nicht bloß kurzfristige Erfolge, sondern anhaltende positive Effekte.